Nicht nur für Routinebesuche ist es wichtig, dass Hunde möglichst entspannt die Tierarztpraxis betreten – gerade in angespannten Situationen wie Notfällen ist es sogar lebensnotwendig, dass sich Hunde behandeln lassen.
Grundsätzlich sollten Tierarztbesuche bereits im Welpenalter geübt werden. Das beginnt schon zu Hause. Bereite deinen Hund spielerisch so vor, dass er kurz stillhält, sich auf den Tisch heben lässt und man ihm in Ohren und Maul schauen kann – hat dein Hund eine Übung richtig gemacht, lobe ihn direkt ausgiebig (Stimme, Leckerli etc.). Trainiere auch die Seitenlage und taste Pfoten, Beine, Schwanz und Bauch behutsam ab. Funktioniert es nicht gleich, bleibe geduldig und wiederhole das Ganze in Ruhe. Zuerst werden kurze Sequenzen geübt. Dann kann man die Phasen des Stillhaltens verlängern. Die Übungen sollen dem Tier Spaß machen!
Anschließend wird ein „Sozialisierungsbesuch“ beim Tierarzt empfohlen. Hier soll der Welpe Tierarzt und Praxis ohne negative Erlebnisse kennenlernen. Durch das bereits Geübte wird er auch das erste spielerische Abtasten gut mitmachen.
Tierärztliche Behandlungen sind leider oft unangenehm für das Tier, vielmals gekrönt durch einen Nadelstich. Mit den negativen Erfahrungen kommt bei vielen Hunden leider auch die Angst vorm Tierarzt.
Generell gilt: Ein ruhiges, gelassenes und möglichst souveränes Verhalten des Hundebesitzers ist ein wichtiger Grundstein für den Tierarztbesuch und vermittelt dem Tier die nötige Sicherheit. Ist der Besitzer selbst nervös, wird auch der Hund unsicher werden. Auch der Tierarzt sollte so gewählt werden, dass du und dein Hund sich gut aufgehoben fühlen. Tierärzte, die Ihre Arbeit mit Herz machen, werden sich auch Zeit für die Belohnung deines Tieres (Lob, Leckerli, Leberstreichwurst etc. ...) nehmen.
Die Angst-Typen und der individuelle Pfad zum Erfolg
Der skeptische Patient – Erfolg durch Desensibilisierung
Dein Hund hat eine schlechte Erfahrung bei einem Tierarztbesuch gemacht und du merkst seine Anspannung, sobald ihr euch der Praxis nähert? Noch bevor sich die Emotion in Richtung Angst verstärkt, kannst du gegenlenken. Vereinbare zwei bis drei Mal wöchentlich „Besuchstermine“ mit deinem Tierarzt. Hier wird jedoch nicht behandelt. Dein Hund wird nur freundlich empfangen und mit der Stimme oder mit einem Leckerli positiv bestärkt. Auch ein kurzes „Probesitzen“ im Wartezimmer und als Steigerung später auch auf dem Behandlungstisch kannst du zur Desensibilisierung einbauen. Setze dich und lasse den Hund kurz Platz machen. Hat er seine Aufgabe gut bewältigt, kannst du die Praxis gemeinsam mit deinem Hund verlassen. Schon nach ein paar Wochen wird dein Tier problemlos mit dir zum Tierarzt gehen.
Der ängstliche Patient – Erfolg durch weniger Stressfaktoren
Dein Hund hat bereits eine derartige Angst entwickelt, dass er zittert, sobald du dich der Praxis näherst und er kaum ins Wartezimmer zu bekommen ist bzw. schon gar nicht in das Behandlungszimmer? Gehe der Angst deines Tieres auf den Grund. Sind es die Gerüche, die anderen Patienten oder gar der Tierarzt, der deinem Hund diese Angst entwickeln ließ? Ein bemühter Tierarzt wird dir in diesem Fall Termine außerhalb der Ordinationszeiten anbieten. Im besten Fall wird er dir „Kennenlern-Termine“ vorschlagen, die mit einem Leckerli positiv bestärkt werden. Erst wenn sich der Hund mit dieser Situation sicher angefreundet hat, kannst du wieder die normalen Praxiszeiten wählen.
Der panische Patient – Erfolg durch Vertrauensaufbau
Dein Hund beginnt bereits zu drohen, wenn du die Tierarztpraxis betreten willst. Hier solltest du noch einmal „von vorne“ beginnen. Übe gewisse Griffe mit deinem Tier spielerisch und baue so Vertrauen in die Berührungen auf. Lob und Motivation im richtigen Moment sind besonders wichtig. Bitte deinen Tierarzt um Hausbesuche, die vorerst spielerisch ablaufen und sich langsam steigern sollten. Schütze dich und den behandelten Tierarzt immer durch die Verwendung eines Beißkorbes – auch diesen kannst du durch positive Bestärkung (Lob, Leckerli etc.) zu „etwas Normalem“ für dein Tier machen. Wenn der Hausbesuch sitzt, kannst du bei organisatorisch erforderlichen Terminen die Praxis außerhalb der Sprechzeiten besuchen. Mit viel positiver Bestärkung, Geduld sowie klarer Führung kannst du in Kooperation mit deinem Tierarzt das Problem in den Griff bekommen.